Die gefragtesten Lehrer sind die, die des Menschen Meinung bestätigen.
Wenn dem Menschen gesagt wird, er habe recht, dann wird er darüber froh sein und wird diesen Lehrer nett und gut finden. Doch der Mensch wird dadurch nicht weiterkommen. Wenn wir uns z.B. vorstellen, gefragt zu werden, willst du geliebt werden, würden wir wohl alle zustimmend antworten. Wenn man uns aber fragt, wollt ihr belehrt werden, dann würden nur wenige dem zustimmen. Das heißt, es liegt in der Natur des Menschen, wohl die Liebe zu wollen, aber die Liebe soll in ihrem Licht, in ihrer Erkenntnis, in ihrer Weisheit, in ihrer Darstellung so sein, wie sie dem Menschen entspricht. Der Mensch möchte also gerne das Maß aller Dinge sein und dieses entspricht eigentlich nur dem, was er in Gott tatsächlich ist. Der Mensch in seiner göttlichen Entsprechung, ist tatsächlich das Maß aller Dinge. Darum kann er auch allen Dingen und aller Kreatur den Namen, die Bestimmung und das Maß geben.
Aber nachdem ja die Schöpfung gefallen ist, hat sich das alles umgekehrt. Nun fühlt sich auch der in der gefallenen Schöpfung verstrickte Mensch als das Maß aller Dinge und urteilt nach seinem Maß und ist hocherfreut, wenn er sein Denken von einem Lehrer bestätigt bekommt.
Doch so kommt man nicht in die Wahrheit aus Gott. Um in die Liebe Gottes einzugehen und mit ihr eins zu werden, bedarf es mehr als der Liebe. Es gehört dazu auch die Belehrung und die Bewährung. Oft erkennt man wie nötig es ist, gewisse Dinge in seinem Leben zu ändern, doch wenn der Alltag einen wieder einfängt, bleibt alles beim Alten. Hier wurde die Belehrung angenommen, aber es fehlte die Bewährung.
Die Liebe Gottes ist wohl das Höchste und das Größe, sie trägt alles, sie erduldet alles, sie erleidet es und führt es. Aber mit dieser Liebe kann man nicht eins werden, wenn man sich nur nach der Liebe streckt, denn die Liebe Gottes wird immer entweichen. Als Jesus nach seiner Auferstehung in der Liebe Gottes der Maria Magdalena in ihrer noch irdisch gebundenen Liebe begegnete, durfte sie ihn nicht berühren. Alle Seelen müssen, um in die Liebe Gottes eingehen zu können, die Läuterung durchmachen. Und dazu gehört unter anderem die Belehrung. Freilich der Belehrte muss auch entscheiden, ob er die Belehrung nun annehmen kann oder nicht. Er muss prüfen, aber hier scheiden sich die Geister. Ein Mensch, der bereit ist, der demütig ist, zur Überwindung bereit, der wird, wenn die Wahrheit in der Belehrung auf ihn zukommt, diese annehmen und einen Schritt höher machen. Ein anderer Mensch, der aber seine Erkenntnisse über alles liebt, wird er belehrt, wird seine Liebe nicht lassen und daher das auf ihn Zukommende als nicht richtig sehen und damit in seinem Erkenntnisstand bleiben.
Wir haben also hier auf dieser Erde immer das Risiko, das auf uns Zukommende vielleicht als eine verkleidete Wahrheit abzulehnen. Auf der anderen Seite natürlich sollen wir prüfen, wirklich den Irrtum als solchen zu erkennen. Aber diese Übung müssen wir durchmachen und dies richtig zu machen, hängt schlussendlich nur davon ab, ob wir in unserem Herzen eigentlich demütig oder hochmütig sind. Ich meine jetzt wirklich im Herzen, denn nach außen kann sich manches als demütig erweisen und im Inneren steckt doch der Hochmut.
Es kann aber auch jemand von Gott in irgendeine weltlich hohe Stellung gestellt werden, doch in seinem Herzen ist er demütig und einfältig. Wir dürfen hier also nicht die äußeren Maßstäbe nehmen. Was hier über die Belehrung gesagte, ist nur ein Gleichnis dessen, was schlussendlich dann im Mensch vor sich gehen soll. Und wer es nicht gelernt hat, sich belehren zu lassen – natürlich vom wirklich Berufenen – der kann es auch nicht innerlich und schlussendlich sollen aber die Menschen innerlich vom Geiste Gottes belehrt werden. Innerlich findet nämlich der gleiche Vorgang statt, als wenn man gleichnisweise von außen belehrt wird. Auch in jenem unsichtbarem Reich gibt es viele Stimmen, viele die sich produzieren, viele die aber auch zum Dienst berufen sind. Und da muss auch die Seele entscheiden und prüfen. Und darum muss irgendwann der Mensch einmal lernen, belehrt zu werden.
(GJL)