Weil der Mensch von Uranfang geschaffen ist als ein Selbst. Und er war als Same schon ein Selbst im tiefen Schlaf. Er wird als Baum ein Selbst sein im Erwachtsein und seine Krone selber tragen.
Aber ein Selbst kann nicht sogleich als Baum erschaffen sein, fertig und vollendet. Denn das ist ja das Wesen des Selbstes, dass es zu sich selber auf dem Wege ist und bei sich selber anlangt, und nach sich selber greift und selber sich ergreift. Und dass es in der Freiheit steht. Denn darin ist es Gottes Ebenbild.
So hat Er es erschaffe als einen Samen, zugleich mit seiner Freiheit, dass es sich selbst und seine Freiheit ergreife. Dass es sich selbst und seine Freiheit noch einmal gebäre.
Darum eben hat Gott alle seine Geschenke zurückziehen und das Selbst, das ist den Menschen, auf sich selber stellen müssen, mehr und mehr, damit er in der Armut, in der Leere seiner selbst inne würde. Und selbst der Abfall und die Trennung kann ihm durch die Gnade Gottes so gedeihen, dass er zu sich selber umkehrt. Wie jener umkehrte, der verlorene Sohn, und in sich selber ging.
Wäre der Mensch nicht ein Geschöpf der Freiheit, die ihm von Urbeginn geschenkt ist, dass er sie erringe, so wäre er Gottes Bild, das selber nichts als Freiheit ist, nicht gleich. Und wäre er nicht das Geschöpf der Selbstheit, die in sich selber sein bedeutet, die ihm von Urbeginn gegeben ist, damit er sie erfülle, so wäre er Gottes Bild, dem des unergründlichen Selbstes, nicht gleich. So spricht der Herr, Ich bin, der Ich bin! In sich selber sein und aus sich selber sein allein ist sein. Darum ist dem Selbste, wenn es im Samen liegt, der Drang zu sich selber eigen, und dieser Drang wird nicht erlöschen und es treiben aus dem Schlaf in den Traum, und aus dem Traum ins Wachen, und aus dem Wachen ins Überwachen.
Darum muss der Mensch sich selbst begehren. So sehr begehren, dass er, um sich selbst zu erlangen, sich selber hingibt und des heiligen und innerlichen Todes stirbt. Ist doch das Selbst nach dem es trachtet, so unendlich größer, höher, ferner als er wissen kann.
Das falsche begehren führt in den Tod. Aber auch das wahre Begehren führt in den Tod, den seligen, den himmlischen Tod.
Arthur Maximilian Miller